Die Geschichte Ballmertshofens
Ballmertshofen, 469 Meter über Normal Null, hat 500 Einwohner und besitzt 732 Hektar Markungsfläche, liegt am südlichen Rand des Härtsfeldes auf einer Terrasse im unteren Egautal, das allmählich in die Donauebene ausläuft. Der Ort wird auch das Tor zum Härtsfeld genannt und die Ackerböden sind hier fruchtbarer als in den anderen Teilorten. Eine starke Karstquelle (Buchmühlquelltopf) und der damit verbundene Wasserreichtum im Tal führten zur Anlage dreier Mühlen, der Hannesmühle, der Rappenmühle und der Buchmühle.
Auf drei Seiten grenzt die Markung des Ortes an den bayerischen Landkreis Dillingen, auf der vierten Seite an die Fluren von Dischingen und Trugenhofen. Immer weniger Beschäftigte finden sich in der Landwirtschaft. Einige finden Arbeit in den ortsansässigen Handwerksbetrieben. Der Großteil pendelt jedoch zur Arbeit aus in die Industriestädte (vor allem Giengen und Heidenheim). So ist aus der Bauerngemeinde eine Arbeiterwohngemeinde geworden. Das Gemeindewappen zeigt auf rotem Grund zwischen einem goldenen Gehörn eine silberne Glocke und ist aus dem Wappen der Herren von St. Vincent, der ehemaligen Besitzer des Ortes, entnommen.
Der erste urkundliche Nachweis des Ortes stammt aus dem Jahr 1139. Damals lebte ein freier Herr Rehewein de Baltramshoven. 1236 ist von einem Conradus de Balmershoven die Rede. Über verschiedene Besitzer, zu denen auch das Kloster Neresheim gehörte, kam Ballmertshofen im Jahr 1749 für den Preis von 72.000 fl. an die Fürsten von Taxis. Die Vögte der neuen Herren scheinen ziemlich streng gewesen zu sein, denn die Untertanen klagten 1762 über zu harte Frondienste. Aber da erging es ihnen ebenso wie den Dischingern, die ebenfalls den Fürsten von Taxis dienten.
1901 – 1904 wurde die Härtsfeldbahn Aalen-Ballmertshofen gebaut. Man erhoffte sich dadurch eine wirtschaftliche Belebung des Härtsfeldes – gleichzeitig wollte man mit dem Bahnbau (Schmalspur) eine Anbindung dieses etwas abgelegenen Raumes an kulturelle Zentren vollziehen. Ballmertshofen war Endstation mit den notwendigen Maschinenhallen und einem großen Holzlagerplatz sowie dem Güterschuppen. Im März 1904 begann der Weiterbau der Bahn bis Dillingen. 400 italienische Staatsangehörige waren als Gastarbeiter schon damals beschäftigt. Die Härtsfeldbahn wurde in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts zunehmend unrentabel und musste ihren Betrieb 1972 einstellen. Daraufhin wurden sämtliche Gleisanlagen abgebaut. Erst in jüngerer Zeit haben die Mitglieder der Härtsfeldmuseumsbahn damit begonnen, die „Schättere“ wieder auf einem Teilstück der alten Strecke zwischen Neresheim und der Sägmühle wieder fahren zu lassen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.hmb-ev.de, www.neresheim.de oder www.zentrum-ostalb.de.
Vom Ersten Weltkrieg kehrten 12, vom Zweiten Weltkrieg 25 Bürger nicht mehr heim. Auch Ballmertshofen musste nach dem Krieg relativ viele Heimatvertriebene unterbringen. Das erste größere Bauvorhaben nach dem Krieg war eine neue Egaubrücke. Die Wehrmacht hatte 1945 die alte gesprengt und bis zum Neubau diente eine hölzerne Notbrücke. Die bedeutendste Errungenschaft für den Ort ist und bleibt das Förderwerk Buchmühle. Am Ufer eines 2.200 m² großen Quelltopfes, der wie ein kleiner See aussah, stand bis 1954 die alte Mühle. Beinah 100 Jahre standen die Mahlgänge schon still, nur das Mühlrad drehte sich weiter und pumpte bis 1954 Trinkwasser für Schloss Taxis. Am Quelltopf stand die Herrgottsruhkapelle. In ihr war eine alte Holzplastik des ausruhenden, dornengekrönten Heilands. Eine Legende prophezeit: die Quelle versiegt, wenn die Kapelle verschwindet. So blieb sie unberührt stehen. 1929 ging das alte Gebäude der Buchmühle mit ihrem Quelltopf, der eine Wasserschüttung bis 1.500Liter/Sekunde hat, in den Besitz der Landeswasserversorgung über. Von 1954 – 1957 entstand hier ein Wunderwerk der Technik, mit Kunst gepaart: das Trinkwasser-Förderwerk Buchmühle. Die Quellfassung war damals einmalig in ihrer Art in Europa. Sie liegt unter einer riesigen unterirdischen Kuppel mit eigenartiger Resonanz. Im tiefen Wasser kann man die Felsspalten erkennen, aus denen das lebenswichtige Nass hervordringt. Mit Taucherglocken wurde beim Fassen der Quelle gearbeitet. Es durfte nirgends gesprengt werden, jede Erschütterung war zu vermeiden, denn sonst hätte Gefahr bestanden, dass die Quelle als unterirdischer Wasserlauf im Karst verschwunden wäre. Rund 18 Millionen cbm Wasser werden pro Jahr in den Großraum Stuttgart und in viele Landkreise Nordwürttembergs gepumpt. Die alte Buchmühlkapelle musste am Quelltopf weichen. Die Landeswasserversorgung ließ eine neue Kapelle an der Straße Ballmertshofen-Dischingen bauen und den Herrgott restaurieren. Mehr vom Egauwasserwerk erfahren Sie direkt vom Zweckverband Landeswasserversorgung in Stuttgart unter www.lw-online.de.
In Ballmertshofen ist seit 1236 eine Kirche bezeugt; der jetzige Kirchenbau wurde 1741 errichtet und ist der Heiligen Anna geweiht. Besonders hervorzuheben unter den wunderbaren Schnitzarbeiten, die das ganze Gotteshaus zieren und von den einheimischen Meistern Widenmann und Meihofer gefertigt wurden, sind die Chorschranken und das Chorgestühl. Alte Grabdenkmäler der Herren von Leonrodt findet man im Chorraum. Ein weiteres wichtiges Bauwerk ist das Schloss. Es stammt aus der Zeit um 1600 und hatte sicher früher noch einen zweiten Eckturm. Als es von den adligen Ortsherren nicht mehr benötigt wurde, diente es zunächst als Dienstsitz des fürstlichen Oberstjägermeisters und des fürstlichen Rentamts. 1876 kaufte die Gemeinde Ballmertshofen das Schloss und brachte dort Dorfschule, Rathaus und Lehrerwohnung unter. Nach dem Krieg wurde außerdem heimatvertriebenen Unterkunft dort gewährt. 1989 wurde beim Schloss Ballmertshofen eine umfangreiche Außensanierung durchgeführt, die die Gemeinde fast 1 Mio. DM kostete. Nun strahlt das Schloss weiterhin ins Egautal, allerdings sind für die Innensanierung auch noch erhebliche Mittel erforderlich. Weitere Informationen zum Schloss und zu Ballmertshofen erhalten Sie über die Seite www.ballmertshofen.de